In “The Great Divorce” lädt C.S. Lewis uns ein, ihm in einen Traum zu folgen, per Bus von der Hölle in den Himmel. Sein Traum, so sagt Lewis zu Beginn und zu Ende seiner Ausführung, ist kein theologisches Argument, sondern eben das: ein Traum. Als solcher ist er (unter anderem) eine Metapher, die wir übertragen können. Meine Hauptübertragung bezieht sich auf ein präsent geführtes Leben, ein Im-Jetzt-Sein. Es ist ein Punkt, der mich beim Lesen sehr angesprochen hat.

Die Schwere des Jetzt

Die Ewigkeit ist eine große Ansammlung aus Jetzt-Momenten. Da die Ewigkeit aber jeden Moment umfasst, ist sie auch die große Gleichzeitigkeit aller dieser Momente. Demnach ist jeder Jetzt-Moment, der einzige Moment unseres Lebens, der wirklich von Bedeutung ist. Alles, was uns in unserem Leben verändert, prägt und ausmacht, sind die Erlebnisse und Entscheidungen, die jeden einzelnen unserer Jetzt-Momente bestimmen.

„Aber darüber hinaus sah ich noch andere groteske Phantome, in denen kaum noch eine Spur der menschlichen Gestalt übrig blieb; Monster, die den Weg zur Bushaltestelle auf sich genommen hatten – für sie waren es vielleicht Tausende von Kilometern – und in das Land des Schattens des Lebens kamen […], nur um in einer Ekstase des Hasses ihren Neid auszuspucken und zu brüllen und (was schwerer zu verstehen ist) ihre Verachtung der Freude. Die Reise schien ihnen ein geringer Preis zu sein, wenn sie nur ein einziges Mal, in Sichtweite dieser ewigen Morgendämmerung, den Idioten, den Trotteln, den scheinheiligen Schwindlern, den Wichtigtuern, den „Reichen“ sagen könnten, was sie von ihnen hielten.”

Die Leichtigkeit des Jetzt

Das Zitat geht hier nahtlos weiter:

“Ich habe gesehen, wie sich diese Art bekehrte, als diejenigen, die ihr für weniger verdammt halten würdet, zurückgekehrt waren. Diejenigen, die das Gute hassen, sind manchmal näher als diejenigen, die überhaupt nichts darüber wissen und denken, dass sie es bereits haben.“

S. 81-82, von mir frei übersetzt

Im Jetzt können wir uns – unseren Erlebnissen zum Trotz – dazu entscheiden, uns auf das auszurichten, was uns der Wahrheit näher bringt und damit dem, was wir wirklich sind. Liebe, Freude, Hoffnung, Friede und dergleichen passieren normalerweise nicht einfach so, sondern sind die Folge einer oder mehrerer Entscheidungen, die uns für den nächsten Jetzt-Moment mitprägen. Entscheiden wir uns aber, an Dingen zu hängen, die Liebe, Freude, Hoffnung, Friede und dergleichen im Weg stehen, so schaufeln wir unser eigenes Grab; in der vollendeten Wahrheit kann es keine Unwahrheit geben – eins von beiden muss sterben.

Zum Glück gilt: Im ewigen Jetzt gibt es immer die Chance auf ein Leben in Fülle, denn die ewige Liebe Gottes pulsiert unnachgiebig durch den Kosmos.

Mir gefällt es, wie auf diese Art das Hier-und-Jetzt mit dem ewigen Jetzt des Jenseits verwoben ist. Es nimmt weder die Bedeutsamkeit meiner Lebens-Realität hinfort, noch wird sie druckvoll zur Belastung im Hinblick auf meine Realität nach dem Leben. In beiden Settings, die sich im andauernden, ewigen Jetzt zur Ansammlung und Gleichzeitigkeit aller Dinge vereinen, gibt es Entscheidungen und Erlebnisse, die mich formen. Über all das muss ich mir aber den Kopf nicht zerbrechen, denn der einzige Moment, der zählt, ist genau Jetzt. Und Jetzt. Und Jetzt. Und…

PS

Lies gerne das Buch – es ist kurz und gut lesbar – und sag mir, was dich am meisten bewegt hat. 🙂

Zuletzt noch eine Frage, die ich mir gestellt habe und die ich gerne auch dir stelle: Wer fährt den Bus?

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