Es ist tatsächlich passiert. Vor einigen Wochen habe ich die Serie Suits beendet. Komplett durchgeschaut meine ich damit. 9 Staffeln mit dem immer selben Plot, den immer selben Kommentaren, dem immer selben Drama. Warum ich das trotzdem geschaut hab? Na, um sagen zu können: „Ha, nimm das, alte Lehrerin, die meinte, ich sei nicht diszipliniert!“ Ohne es jetzt zu deep machen zu wollen, denke ich, dass es hauptsächlich daran lag, dass es einfach zugängliche, überraschungsarme Ablenkung war, die mir in einer stressigen Zeit Sicherheit und Überblick gegeben hat. Also habe ich sie reingeballert, auch wenn andere Dinge für meine Seele sicherlich meistens besser gewesen wären; bspw. Schlaf oder Gebet. Jetzt bin ich jedenfalls froh, dass ich mit der Serie durch bin – schließlich gibt es noch andere Serien mit denen ich mich gerne ablenken will. Bevor ich das aber mache sind hier drei Dinge, die mir immer wieder an der Serie aufgefallen sind:

Schönheit

Wie absurd es ist, für Schönheit viel zu tun, nur um dann in all dem Tun, die Schönheit aus den Augen zu verlieren: Die persönliche Motivation, die man durch Erfolg vergisst; Der Whiskey, der nicht mehr Genussmittel, sondern Stressregulator ist; Eine Wohnung mit tollem Blick auf einen Sonnenaufgang, für den man seit Jahren keine Zeit mehr hatte; …

“The only time success comes before work is in the dictionary.”
― Harvey Specter

Vince Lombardi Jr.

Gesundheit

Wie sehr uns unsere Kindheit formt und wie wichtig Therapie ist: mehrere Charaktere profitieren enorm von Therapie, was zwar seine Zeit dauert, aber stellenweise – vllt sogar staffelweise – das wirklich einzig Gute an der Serie ist. Außerdem gibt es so unfassbar viele Leute, gegen die unsere „tollen“ Anwälte nur deshalb gewinnen, weil diese anderen Leute Dreck am Stecken haben, was wahrscheinlich durch eine Therapie – oder überhaupt mal eine ehrliche Konversation mit irgendjemanden – hätte verhindert werden können. Ich bin der Überzeugung, dass eine Regierung eine langfristige Kostensenkung schafft, wenn sie dafür sorgen kann, dass alle Bürger und Bürgerinnen mit Erreichen des 25. Lebensjahres ein Jahr Therapie bekommen. (Übrigens ein toller use-case für NFTs – what, lol, mein Hirn…)

“Mike: I thought you were against emotions.
Harvey: I’m against having emotions, not using them.”

S01 E09

Lebendigkeit

Wie nice es ist, einfach bei Leuten vorbeizugehen und zu schauen, ob sie gerade Zeit für einen Plausch haben: Klar, in der Serie hat das oft (nur?) mit Arbeit, Sex oder freundschaftlicher Fürsorge zu tun, aber das Prinzip ist großartig. Nicht schreiben. Einfach mal spontan und mitten im Leben innehalten und sich fragen „Wen kenne ich hier eigentlich in der Nähe?“ Und dann hin da. Kein WhatsApp. Kein Anruf. In meiner Jugend kam ca. 1-2 mal im Jahr ein Bekannter meiner Eltern vorbei („den kennen wir von früher, als“ blablabla, da hab ich doch nicht mehr zugehört). Fand ich immer komisch, dass der da vor der Tür steht und manchmal einfach wieder gehen muss. Aber jetzt denke ich, das war genial. Denn häufig haben sich meine Eltern einfach brutal gefreut. Dann saßen die irgendwas zwischen 30 und 120 Minuten in der Küche, haben ein Käffchen gesüppelt und geplaudert. Der Typ hat wirklich gelebt. So wie wir vor der Jahrtausendwende in unserer Siedlung noch wirklich gelebt haben: einfach raus und hin, klingeln „Hallo, darf [Name] mit spiiielen?“ – Im Vergleich zu jetzt, wo ich hier oft sitze, dauerhaft hyper-verbunden und gleichzeitig allein.

“You’re weird. We’ll be friends.”
— Donna Paulsen

S02 E08

Wenn ich nur eine Sache aus der Serie mitnehmen dürfte, dann diese letzte. Wann immer ich daran denke, wird es irgendwie kribbelig-warm in mir; Der Gedanke entzückt mich und, wer weiß, ist vllt sogar ein Stückchen die Lösung für die ersten beiden Punkte. Ich denke, ich werde es herausfinden – an der Umsetzung arbeite ich noch – Ich WILL es herausfinden…vielleicht finden wir es ja gemeinsam heraus. 🙂

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert