Darf ein Christ XY?

In meinem letzten Eintrag bin ich darauf eingegangen, warum Menschen überhaupt spielen und wie es kommt, dass verschiedene Leute verschiedene Games und Genres favorisieren. Überprüft haben wir die Herleitung an meinem Beispiel – Lieblingsspiel: CounterStrike.

„Okay, okay – das hab‘ ich verstanden. Aber du bist ja Christ – ist das denn kein Ausschlusskriterium?“
– viele, häufig

Diese Frage ist okay. Nein, sie ist sogar wichtig. Es geht auf einer größeren Skala um ein ethisches Verständnis von Computerspielen und ganz konkret auch um das Verständnis des christlichen Glaubens.

Spannungsfeld „Gamer & Christ“

Im Rahmen dieses Themas konnte ich die Beobachtung machen, dass sowohl die Fragen von Christen, als auch die von Menschen anderer Überzeugung, den selben thematischen Konsens aufzeigen: Sünde. Genauer ausgedrückt drehen sich Fragen und Aussagen im Kern oft darum, ob das Spielen an sich oder der Inhalt bestimmter Spiele Sünde ist oder dazu verleiten kann. Bei Christen ist dies meist sehr deutlich kommuniziert, bei Menschen anderer Überzeugung teils klar, aber meist implizit. Grund dafür ist meines Erachtens nach, dass das Christentum als Religion verstanden wird, in der Sünde als Maßstab für den Status, den der Mensch gegenüber Gott einnimmt, dient. Allein die Frage, wie oder ob es funktioniert, gleichzeitig Gamer und Christ zu sein, impliziert dies, da in der Vorstellung des Fragenden anscheinend ein Gegengrund vorliegen muss. Deshalb ist es wichtig, sich den Begriff ‘Sünde’ anzuschauen.

So wird beispielsweise in der biblischen Exegese zwischen der paulinischen und der matthäischen Auffassung der Anthropologie (die Lehre vom Menschen) und Sündenlehre unterschieden. Dabei ist laut Paulus die Sünde eine personifizierte Macht, die die Menschen beherrscht (er spricht von “Sünde” nur im Singular). Durch Jesus wird diese Macht gebrochen, sodass jeder, der an ihn glaubt, vom Machtraum der Sünde in den Heilsraum Gottes kommt. Bei Matthäus geht es um “Sünden” (Plural), die Übertretungen des Gesetzes sind. In einer Werkgerechtigkeit, also der Annahme, dass ich durch meine Werke zum Heil komme, wie es laut biblischer Exegese bei Matthäus der Fall zu sein scheint (vgl. Schnelle 2011, S. 276), nimmt Sünde also einen ganz anderen Stellenwert ein. Interessant ist, dass die Rettung durch Christus, wie von Paulus dargestellt, in den Kirchen gepredigt wird, das gesellschaftliche Verständnis jedoch meist matthäisch ist, was man auch in der Verwendung des Wortes selbst sehen kann (z.B. „Parksünder“). Dieser scheinbare Widerspruch findet sich auch in Herkunft und Gebrauch des Wortes selbst:

Zum einen werden das hebräische “chata’a”(AT) und das griechische “hamartia”(NT) in der Bibel mit “Sünde” übersetzt und bedeuten “Verfehlung” oder “Verfehlen eines Ziels” (Lexikon zur Bibel, Brockhaus 2000, S. 1539f). Zum anderen wird der Herkunft des deutschen Wortes “Sünde” – in einer von mehreren Theorien – das germanische “Sund” zugrunde gelegt, das “Meerenge” bedeutet. Charakteristisch für eine Meerenge ist die Trennung des Landes, sodass Sünde als generelle Trennung gedeutet werden kann. Diese Trennung entstand im Ursprung durch Verfehlung dessen, wie ganzheitlich gutes Leben nach Gottes Vorstellung aussieht. In der Geschichte von Adam und Eva wird deutlich, dass Gott uns seine Vorstellung als Status Quo gab, seine Allmacht aber auch in einem Punkt aufgab – nämlich darin, dass wir Lieben können. Die Fähigkeit zur Liebe, ist eine Fähigkeit der Freiheit. Und diese Freiheit erlaubt uns auch, das Gegenteil zu tun.

So ist nun meines Erachtens die Hauptursache für die Entstehung des Spannungsfelds, auf die Unterschiede von Auffassung und Verständnis von “Sünde” samt seinem Stellenwert in Religion zurückzuführen. Oben sagte ich „[…], dass das Christentum als Religion verstanden wird“. Das scheint auch logisch, da das Christentum offiziell als Weltreligion bezeichnet wird. Allerdings behaupten viele Christen immer wieder, dass es nicht um Religion ginge, sondern um Jesus (Beziehung), und sich somit also abgrenzen, um eine besondere, besserstellende Andersartigkeit aufzuzeigen. Meiner Erfahrung nach wird Religion als eine Art Regelwerk verstanden, um dessen Einhaltung sich Menschen bemühen, damit sich das Recht verdienen, einem fernen Gott nahe zu kommen. Diese „Versuche, dem Sakralen gerecht zu werden oder ihm näherzukommen, reichen von Meditation, Askese, christlichen Politikkampagnen bis zu ‚heiligen‘ Kriegen“ (Haas 2015, S. 48). Genau wie bei Sünde gibt es also auch im Verständnis um Religion und dem Bezug des Christentums dazu einen Widerspruch. Dieses widersprüchliche Verständnis in der Gesellschaft ist meiner Ansicht nach, wie bereits erwähnt, die Hauptursache für das Spannungsfeld.

Wie ich meinen Glauben verstehe

Da ich den Glauben nicht gefangennehmend, als Gesetzbuch samt Sanktionskatalog, sondern genau gegenteilig, nämlich freisetzend, erfahren habe, führt mein Weg zum Verständnis von Sünde, also der Trennung von Gott in Zustand (Paulus) und Tat (Matthäus), nicht über die Definition dessen, was ich tun und lassen muss, um ein Ziel zu erreichen, sondern darüber, wie ich gut lebe, weil ich mein Ziel schon erreicht habe.

Man könnte sagen, dass meine Auffassung von Sünde ein Zusammenschluss beider oben dargestellter Möglichkeiten, meine Heilsvorstellung aber ganz offensichtlich paulinischer Herkunft ist. Diese Auffassung bedarf einer Herleitung und Ausführung:

“…weil ich mein Ziel schon erreicht habe…”

Das Fundament meiner Argumentation bilden Jesu Worten: “Jesus spricht zu ihm: Ich bin der Weg und die Wahrheit und das Leben; niemand kommt zum Vater denn durch mich” (Johannes 14, 6). Oder wie Paulus sagt: “Doch weil wir wissen, dass der Mensch durch Werke des Gesetzes nicht gerecht wird, sondern durch den Glauben an Jesus Christus, sind auch wir zum Glauben an Christus Jesus gekommen, damit wir gerecht werden durch den Glauben an Christus und nicht durch Werke des Gesetzes; denn durch Werke des Gesetzes wird kein Mensch gerecht” (Galater 2, 16).

“…freisetzend…”

Da das Gesetz durch Jesus nicht mehr ausschlaggebend für mein Heil ist, erfahre ich neue Freiheit: “Alles ist mir erlaubt, aber nicht alles dient zum Guten. Alles ist mir erlaubt, aber es soll mich nichts gefangen nehmen” (1. Korinther 6, 12). Diese Freiheit darf ich leben, aber sollte mich auch immer daran erinnern, warum ich diese Freiheit habe. Wenn ich erkannt habe, dass etwas nicht im Sinne Gottes ist, beispielsweise vor einen Baum zu fahren, dann sollte ich dies nicht tun – erst recht nicht unter Berufung auf die Freiheit in Gott (vgl. 1 Petrus 2, 16).

“…wie ich gut lebe…”

In dieser neuen Freiheit muss ich nicht mehr etwas tun, um zu Gott kommen zu können, sondern tue etwas, weil ich schon bei ihm angekommen bin; aus Dankbarkeit. So werden Gebote zu Richtlinien, sozusagen “Leitplanken” für ein gutes Leben. Was sind also die wichtigsten “Leitplanken” im christlichen Leben? “Jesus aber antwortete ihm: »Du sollst den Herrn, deinen Gott, lieben von ganzem Herzen, von ganzer Seele und von ganzem Gemüt«. Dies ist das höchste und größte Gebot. Das andere aber ist dem gleich: »Du sollst deinen Nächsten lieben wie dich selbst«. In diesen beiden Geboten hängt das ganze Gesetz und die Propheten” (Matthäus 22, 37-40). Ganzheitlich gutes Leben besteht also aus der Liebe zu Gott, meinen Mitmenschen und mir selbst.

Zudem möchte ich den eben schon angesprochenen Vers für die weitere Ausführung  kurz zitieren: “Gott ist die Liebe, und wer in der Liebe bleibt, bleibt in Gott und Gott bleibt in ihm” (1. Johannes 4, 16). Dieser Vers ist deshalb so wichtig, weil nun der Zusammenschluss der vorangegangenen Aussagen eine logische Schlussfolgerung zulässt:

Wenn Sünde wie oben dargestellt als generelle Trennung von Gott gesehen werden kann, die aus dem Verfehlen des ganzheitlich Guten kommt, und wenn Gott die Liebe ist, so folgt dann, dass Sünde die Abwesenheit von Liebe ist. Diese Schlussfolgerung führt dann dazu, dass ich mich und meine Einstellungen immer recht simpel in Hinblick auf “Sünde” reflektieren kann. Denn dort, wo ich keine Liebe habe – zu Gott, meinen Mitmenschen oder mir selbst – ist nichts Göttliches, sodass ich dort von ihm getrennt bin.

Es sollte mittlerweile deutlich geworden sein, warum viele Christen das Christentum nicht als Religion sehen wollen. Sie glauben nicht, dass der Mensch sich durch das Einhalten der Regeln das Recht verdienen muss, einem fernen Gott begegnen zu dürfen. Sie glauben, dass ein liebender Gott auf die Erde kam, um die Menschen, die sich von ihm entfernt haben, zurückzugewinnen: Jesus wird in einem Stall geboren und bietet uns Beziehung an.

Interessant! Ich bin mit Gott in einer Beziehung. Ich lebe mit ihm zusammen, ja ich stelle sogar seinen Tempel dar, den heiligen Ort, der vom Geist Gottes erfüllt ist (vgl. 1. Kor. 3, 16). Und eben dieser Geist Gottes wird auch “Geist der Wahrheit” genannt, der uns “in alle Wahrheit leiten wird” (Joh. 16, 13). Gott selbst will mir bei der Reflexion helfen und ich darf ihn um Hilfe bitten. Der Gedanke, dass ich nicht mehr zum Tempel als heiligen Ort gehen muss, weil Gott dort ist, sondern stattdessen selbst heilig bin, weil ich der Tempel bin, in dem Gott ist, bedeutet dann auch – aus dieser so entwickelten Perspektive – das bestimmte Fragen, wie z. B. “Darf man eine LAN in der Kirche machen?”, anders gestellt werden müssen. Denn nun ist die eigentliche Frage, ob Spielen per se schon ein Problem in meinem Leben darstellt. Die Kirche als Ort spielt für die Anwesenheit Gottes im Leben eines Christen schließlich keine übergeordnete Rolle mehr. Wenn Spiele dich so vereinnahmen, dass du deinen Zugang zur Liebe verlierst, dann darfst du sie getrost einfach weglassen – denn:

Eines der Prinzipien, welches sich durch die Bibel zieht, lautet “Achte auf dein Herz!”. Das ist so wichtig, da im Herzen Gedanken und Gefühle enthalten sind (vgl. 1. Mose 6,5-6; Hebr. 4,12; Mt. 15,18-20; Mk. 7,21-23; viele weitere). Deshalb finden wir am Ende des Dekalogs (vgl. 2. Mose 20, 17) ein sehr interessantes Wort: “begehren”. Während sich die Gebote grundsätzlich auf Taten beziehen, was auch in unserer heutigen Gesetzgebung der Fall ist, geht Gottes Gesetz weiter. Der Grund einer Tat ist in der Bibel immer ein Gedanke oder Gefühl. Aber Gott geht noch einen Schritt weiter und bezieht sich auf das Herz, den Ursprung von Gedanken und Gefühlen. Oft lesen wir in der Bibel von einem “verstockten” Herzen. Ein vollständig verstocktes Herz bringt keine liebenden Gedanken hervor. „Die mit Verstockung übersetzten hebräischen und griechischen Wörter drücken eine Verhärtung aus, die das Wort Gottes daran hindert, einen Eindruck auf den Menschen zu machen oder ihn zu bewegen“ (Lexikon zur Bibel, Brockhaus 2000, S. 1658). Wenn das Fehlen von liebenden Gedanken und Taten Trennung von Gott bedeutet, dann wird deutlich, dass er uns genau deshalb empfiehlt, auf unser Herz zu achten und uns an die wichtigste “Leitplanke” unseres Lebensweges zu halten. Man könnte sagen: Ein vollständig in Liebe verankertes Herz ist optimal für ein gutes Leben.

Inhalte von Spielen (und übrigens allem anderen)

Mit dieser kurzen Ausführung hoffe ich auch klären zu können, warum ich keine Inhalte von Spielen behandelt habe. Am Ende ist mir nämlich alles erlaubt. Ich bin durch meinen Glauben an Christus ein Heiliger geworden, für den die Gesetze der Welt (geistlich gesehen) nicht gelten. Gleichzeitig darf und sollte ich wissen, dass ich auch Mensch bin, auf den alles einen Einfluss hat. Aber genau deshalb kann ich ja einfach die Finger von dem lassen, was mich negativ beeinflusst.

Übrigens bin ich auch der Auffassung, dass Gott keine Angst vor Spaß hat. Er ist nicht gegen Spaß. Ich weiß nicht genau woher die Idee kommt, dass Gott Spaß hasst und Christen keinen Spaß haben dürfen und es macht mich traurig, dass sich diese Auffassung so hartnäckig hält – auch bei Christen. Vielleicht liegt es an der Angst vor dem „Fleisch“ („Fleisch“ bezieht sich auf sündhafte Eigenschaften und Taten und meint „unter die Sünde verkauft sein“ – Rö. 7, 14). Dabei würden aber direkt zwei Dinge stören:
1. Angst ist nicht mit Liebe vereinbar (vgl. 1. Johannes 4, 16;18)
2. Wir sind nicht mehr „Fleisch“ (vgl. 2. Kor. 5, 21)
Das kann es also nicht sein. Bliebe die Frage, ob alles was ich tue komplett geistlich sein muss? Naja, Jesus macht 600 Liter Wein für bereits betrunkene Leute, sodass sie sich richtig hart aus der Welt schießen können. Obwohl ich nicht glaube, dass es mir sonderlich gut tut, wenn ich mich richtig hart aus der Welt schieße, hat Jesus dennoch offensichtlich keine Angst davor und gönnt den Leuten ihre Party in einem Stil, der in der Kultur offiziell anerkannt ist. Zudem schützt er den Bräutigam vor einer Peinlichkeit. „Jesu handeln ist aber dann ja geistlich!“, höre ich eine Stimme in meinem Kopf sagen. Es ist dieselbe Stimme, die auch sagt, dass ich mich schuldig mache, wenn ich jemanden durch mein Verhalten zur Sünde verführe…

Im Hinblick auf Inhalte von Spielen vertrete ich persönlich die Meinung des Historikers Johan Huizinga. Er beschreibt in seinem Werk „Homo Ludens“ Spielwelten als Art „magische Zirkel“, die von ihrem Reglement von realen Welten definitiv zu unterschieden sind. Die jeweiligen Spielregeln sind maßgebend für das Spiel und eben nur das Spiel. Alles was sie nicht ausschließen, ermöglichen sie. Eine Spielwelt ist dann ein sicherer Ort, wo mit ethischen und moralischen Grenzen experimentiert werden kann. Egal was in der Spielwelt geschieht, kein Mensch erleidet real physischen Schaden – und das ist der entscheidende Punkt. Gerade Rollenspiele stellen den Spieler sogar gerne bewusst vor knifflige Entscheidungen und zielen entschieden darauf ab, dass sich der Spieler über derartige Fragen Gedanken machen muss. An diesem Punkt wird übrigens deutlich, warum Spiele auch Kunst sein können und dürfen. Auch wenn man sich im Spielverlauf für eine „offensichtlich“ schlechte Seite entscheidet, weiß man, wie es anders gehen kann, welche Möglichkeiten „moralisch korrekter“ wäre (das greife ich beispielsweise in ->diesem<- Beitrag auf). Wenn sich jemand an diesem Schlechten und Unmoralischen „aufgeilt“, ist bereits vorher in seiner realen Welt mit realen Regeln bereits etwas extrem schief gelaufen.

Im Bezug auf religiöse Inhalte kann ich über die Darstellung des Christentums in Spielen gegebenenfalls traurig sein, weil diese nicht mit meinem Glaubensverständnis übereinstimmt. Vielmehr ist die Darstellung ein Kritiker, der mir zeigt, was in der Vergangenheit der Christen (und anderer Religionen) falsch lief – oder sogar noch derzeit falsch läuft – und mich ermutigt, so zu leben, dass die Kritik an mir nicht geübt werden kann.

Weiterführende Fragen

Da ich als Christ Gottes Reich bauen und mein Leben nicht verschwenden will, gibt es einige Fragen, die abgesehen von „Generell Sünde – ja/nein?“ beantwortet werden wollen. Das funktioniert meiner Meinung nach nur persönlich, nicht verallgemeinernd. Viele solche Fragen wurden bereits angeschnitten oder führen wieder zu Punkten zurück, die ich eingebracht habe. Dennoch hier mal ein paar Beispiele, was sich jeder selbst fragen kann:
Hindert mich mein Hobby daran, mein Christsein zu leben?
Was hindert mich daran, mein Christsein bei meinem Hobby zu leben?
Was ist meiner Berufung?
Halte ich mich an die Absprachen, die ich mit Gott getroffen habe?

Fazit

Aus der großen Freiheit ergibt sich die Verantwortung eines jeden Betroffenen, sich selbst für sein eigenes Leben mit der Thematik auseinanderzusetzen. Mehr zum Thema „Christ & Gamer sein“ gibt es beispielsweise in „Of Games and God – A Christian Exploration of Video Games“ von Kevin Schut. Diese Auseinandersetzung ist nicht zuletzt auch ein identitätsstiftender Prozess. Von allgemeingültigen „als Christ solltest du x“-Aussagen will ich hier also die Finger lassen.

Mein Leben als gamender Christ ist meiner Auffassung nach kein Widerspruch in sich, da ich mein Christsein nicht als Religion im Sinne von Regeleinhaltung wahrnehme. Spiele können verschiedene Eindrücke hinterlassen, besitzen aber nicht die Macht, mich in ein generelles „entweder Gamer oder Christ“-Spannungsfeld zu stellen, da – wie oben festgestellt – mein „Heil“ nicht vom Spielen gefährdet ist. Ich bin freigesetzt, alles probieren zu können und dann ganz entspannt wegzulassen, was mich und mein Herz negativ beeinflusst. Darüber hinaus spricht Gott zu mir, sodass ich bestimmte Dinge gar nicht erst probieren muss, um zu wissen, dass sie mich negativ beeinflussen. Und alle Dinge, mit denen ich Kontakt habe, in Gedanken und Handlungen, sind daran überprüfbar, ob sie meine Liebe zu Gott, den Menschen und mir selbst stärken oder schwächen.

Ich bin ein Mensch, der sich entschieden hat, sein Herz in Liebe zu verwurzeln und so möglichst viele liebende Gedanken und Taten in seinem Leben hervorzubringen; ein Mensch, der glaubt, dass Gott ihn unendlich liebt und für die Trennung zwischen ihm und mir einstand – auch für jedes Mal, wenn ich das mit den liebenden Gedanken und Taten mal wieder nicht hinbekommen werde; ein Mensch, der von dieser Liebe in seinem Umfeld erzählen und sie dort verbreiten will. Es geht nicht darum, zu zocken und Christ zu sein, sondern darum, auch beim Zocken Christ zu sein. Genau nach diesem Konzept ist auch die Arbeit von GameChurch aufgebaut, weil wir wollen, dass sich die Liebe im Umfeld unserer Wahl verbreitet. Wir fokussieren mit unserem Handeln und unseren Aussagen die Liebe, weil sie stärker ist als die Sünde – Liebe verbindet.

Ich kann verstehen, dass das Thema „Christ und Gamer“ ein Problembereich für denjenigen darstellt, der das Christentum als Religion mit Regelwerk und Sanktionskatalog versteht und der vor diesem Hintergrund jede Handlung, jeden Gedanken und jedes Gefühl rechtfertigen muss. Obwohl ich es schade finde, dass Fragen in diese Richtung überhaupt ein Thema sind, bin ich gerne bereit, mich diesen zu stellen. Denn wie so oft im Leben gilt: Ohne die Bereitschaft zum Dialog wird die bloße Chance auf Austausch und das damit inbegriffene, zwischenmenschliche Wachstum von Liebe bereits im Keim erstickt. Diesen so wichtigen Dialog zu suchen ist eines meiner Anliegen, welches ich sowohl als Gamer wie auch als Christ erfüllen kann. So wird für mich das Spannungsfeld schlussendlich zu einem Raum der Möglichkeiten.

Hier noch ein Zitat, weil ich kann:

The Christian is in a different position from other people who are trying to be good. They hope, by being good, to please God if there is one; or—if they think there is not—at least they hope to deserve approval from good men. But the Christian thinks any good he does comes from the Christ-life inside him. He does not think God will love us because we are good, but that God will make us good because He loves us; just as the roof of a greenhouse does not attract the sun because it is bright, but becomes bright because the sun shines on it.
– C. S. Lewis


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