Während meiner Suche stieß ich auf eine Predigt von John Wesley (hier auf Englisch nachzulesen), dem Mitgründer der methodistischen Kirche. Zu meiner Überraschung fasste er scheinbar ganz leicht in nur einer Predigt so ziemlich alle wichtigen Punkte zusammen, die ich mir zuvor erarbeitet hatte. Deshalb will ich nicht lang reden und direkt zur Sache kommen.

Die Grundhaltung

Ich besitze nicht; ich verwalte.

Dadurch „ist [Geld] ein hervorragendes Geschenk Gottes, das den edelsten Zwecken dient. In den Händen seiner Kinder ist es Nahrung für die Hungrigen, Trank für die Durstigen, Kleidung für die Nackten: Es gibt dem Reisenden und dem Fremden, wohin er sein Haupt legen kann. Dadurch können wir der Witwe den Platz eines Mannes und den Vaterlosen den Platz eines Vaters geben. Wir können eine Verteidigung für die Unterdrückten sein, ein Mittel der Gesundheit für die Kranken, eine Erleichterung für diejenigen, die Schmerzen haben; es mag wie Augen für Blinde sein, wie Füße für Lahme; ja, ein Heber von den Toren des Todes!“

Die Drei Regeln

  1. Erwirb so viel Geld wie du kannst.
    • Nicht auf Kosten der körperlichen Gesundheit
    • Nicht auf Kosten der geistlichen Gesundheit (Seele & Gewissen)
    • Nicht auf Kosten unserer Mitmenschen
      • Körperliche und geistliche Gesundheit
      • Wucherpreise/Abzocke
      • Verdrängung durch systematische Untereinstandspreisverkäufe
    • Durch ehrlichen Fleiß; Mit größter Sorgfalt; So gut wie möglich; Vollendet durch Geduld
    • Mit ganzem Verstand durch stetiges Lernen, durch Reflexion und Anwendung der Erkenntnisse
  2. Spare so viel Geld wie du kannst.
    • Keine unnützen Ausgaben für Begierden des Fleisches/Sinnesfreuden – das ist mehr als nur Völlerei und Trunkenheit, nämlich alles, was „nicht ohne beträchtlichen Aufwand aufrechterhalten werden“ kann.
    • Keine unnützen Ausgaben für Begierden des Auges – überflüssige, teure Kleidung und unnötiger Schmuck; unnötig viel Deko; überflüssige, teure Möbel; kostspielige Gemälde und Bücher; nur elegante statt nützlicher Gärten.
    • Keine Ausgaben für den Stolz, um Bewunderung oder Lob zu bekommen – die ist häufig mit den ersten beiden Aspekten verbunden.
    • In allen drei Dingen geht es mehr als um eine Grundzufriedenheit, die es nicht braucht. Wenn ich diese aber füttere, wird sie größer und stärker und verlangt mehr Futter.
    • Genauso gehe auch mit deinen Kindern um: „Warum solltest du ihnen mehr Stolz oder Lust, mehr Eitelkeit oder törichte und verletzende Begierden erkaufen?“
    • Gibt ein großes Erbe nur an diejenigen, die den eigentlichen Zweck verstanden haben und die Fähigkeiten besitzen, ihn entsprechend durchzusetzen. Die anderen Kinder bekommen das, was sie vor dem Mangel bewahrt. Ansonsten wird ihnen durch unnötige Versuchung geschadet. Gibt es nur Kinder, die nicht damit umgehen könnten, dann verteile den Rest so, wie es deiner Meinung nach der Ehre Gottes am besten entspricht.
  3. Gib so viel Geld wie du kannst.
    Wer alles erworben hat was er kann, und alles gespart hat, was er kann, der soll alles geben, was er kann. Nicht verwendetes Geld ist weggeworfenes Geld. Wer du bist und was du hast ist Gottes Besitz, du bist Verwalter dessen für einen kleinen zeitlichen Abschnitt. Verwende den Besitz also im Sinne dessen, dem er gehört, solange du darüber verwaltest. Der dir alles zur Verwaltung gegeben hat, kann es auch zurücknehmen. So verwaltest du in Gottes Sinne:
    • Gib dir selbst und deinem Haushalt was gebraucht wird: Nahrung, Kleidung, und alles für Gesundheit und Kraft.
    • Vom Überschuss, tue allen Menschen Gutes, wenn du die Gelegenheit dazu hast; zuerst dem Haushalt des Glaubens und dann der ganzen Welt.

Gib Gott nicht einen Zehnten oder ein Drittel oder die Hälfte, sondern alles, egal wie viel es ist. So kannst du gut Rechenschaft über deinen Haushalt ablegen, wenn du alles für den gibst, der alles für dich gegeben hat.


Diese Einordnung Wesleys empfinde ich als ziemlich gelungen. Es gibt einige Dinge, über die ich im Original stolpere. Womöglich liegt es, ähnlich wie bei Carnegie, am alten Englisch und dem durchaus unterschiedlichen Lebensstandard unserer Gesellschaft. Für meinen Geschmack kommt der Aspekt der Schönheit zu kurz, die in gewisser Weise zweckfrei ist und somit immer auch irgendwie als Verschwendung gewertet werden könnte. Auf diesen Aspekt will ich aber nicht weiter eingehen. Sein Wort ist nicht Gesetz. Ich will mich aber gerne von seiner Klarheit inspirieren lassen.

Als letzte Bemerkung springt mir hier der Gedanke hoch, dass Gott den treuen Verwaltern mehr gibt (Vgl. bspw. Mt. 25,14ff). Wenn ich, was ich verwalte, im Sinne dessen einsetze, dem es gehört, lerne ich einen guten Umgang und einen gesunden Weg. Es mag sein, dass ich, je fester meine guten Gewohnheiten und Fähigkeiten werden, entsprechend mehr Verwaltungsverantwortung bekomme. Mein Herz ist dabei nie einfach nur darauf ausgerichtet, möglichst viel Verwaltungsverantwortung zu bekommen, sondern das Verwaltete, wie viel es auch sein mag, stets in seinem Sinne einzusetzen.


Wesley spricht übrigens nicht einfach nur große Worte. Er und seine Freunde spendeten konsequent alles, was über die Ausgaben für den zwingenden Lebensunterhalt hinausging. Wär das was für dich? Ich find es durchaus inspirierend! Aber was ist denn mit meinen Träumen? Darüber mache ich mir im nächsten Teil Gedanken.

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