Was Sport angeht, bin ich ein ziemlich kompetitiver Mensch. Ich liebe es, mich mit einem anderen Team zu messen und mich für den Sieg voll reinzuhängen. Wenn ich zocke, dann spiele ich nur ranked. Ich möchte sehen, wie gut ich im Vergleich zu anderen Spielern bewertet werde. Aber ranked ist für Wachstum ungeeignet.
Wer besser werden will, muss trainieren. Ranglisten und Turniere existieren, um zu zeigen, was man kann. Wer besser werden will, spielt kein ranked, sondern verbringt viel Zeit in custom-games. Das klingt vielleicht blöde, aber beim Glauben ist es genauso. Der Vergleich hinkt leicht, aber er fiel mir ein, als ich mich Mal wieder gefragt hatte, warum ich in letzter Zeit so wenig geistliches Wachstum verzeichnete. Ich wollte doch näher zu Gott…!
In der Bibel heißt es:
„Und wenn ihr betet, sollt ihr nicht sein wie die Heuchler, die gern in den Synagogen und an den Straßenecken stehen und beten, damit sie von den Leuten gesehen werden. Wahrlich, ich sage euch: Sie haben ihren Lohn schon gehabt. Wenn du aber betest, so geh in dein Kämmerlein und schließ die Tür zu und bete zu deinem Vater, der im Verborgenen ist; und dein Vater, der in das Verborgene sieht, wird dir’s vergelten.“
Mt. 6, 5-6
Es geht beim Glauben natürlich nicht darum, angeben zu können. Deshalb hinkt der Vergleich. Aber dahinter steckt eine Wahrheit: ich brauche das stille Kämmerlein wie der Profispieler sein Costum-Game braucht. Ich brauche eine Raum für Intimität; Einen Raum, in dem ich mich intensiv mit meinem Herzensanliegen beschäftige, in dem ich fragen und ausprobieren kann. In diesem Raum entstehen echte Erkenntnisse, in diesem Raum findet echte Veränderung statt.
Für Profispieler ist der Ranglistenmodus ihres Spiels oftmals komplett egal. Sie wollen sich nicht toll fühlen, sondern besser werden, weshalb ranked nur Zeit vergeudet. Ich denke, dass ich mit so manchem Gottesdienst und Tischgebet so gesehen auch nur meine Zeit vergeude. Habe ich genug Liebe für geistliche Custom-Games, oder reicht es nur für spaßigen Hobby-Glauben zwischendurch?
Was will ich wirklich?