Es ist tatsächlich passiert: Mein Kumpel Ben und ich haben beide einen Valorant-Key bekommen. Sehr geil! Also spielen wir natürlich auch direkt zusammen. Schnell bemerken wir den sehr motivierten Mitspieler in unserem Team.

Er will unbedingt gewinnen und sagt für unsere Angriffe fleißig Strategien an. Das ist richtig cool. Wir spielen mit und gewinnen gleich zwei Runden. Es ist selten, einen solchen Mate zu haben. Er kommuniziert viel und leitet unser Team. Nach einigen Runden häufen sich dann auch Ansagen, die nicht mehr die allgemeine Strategie, sondern das individuelle Spiel betreffen – diese sind leider aber größtenteils falsch, bis zu dem Grad, dass es den Flow des gesamten Spiels bricht.

Vielleicht ist der Übergang jetzt etwas abrupt, aber als ich einen Tag später diese Szene reflektiere, muss ich unweigerlich an das Bild der Gemeinde als Leib Christi denken. Paulus fragt: “Wenn der ganze Leib Auge wäre, wo bliebe das Gehör?” Wir sollten unserer Stärke und Berufung nach handeln. Paulus meint: “Das Auge kann nicht sagen zu der Hand: Ich brauche dich nicht.” Wir dürfen uns an den Dingen freuen, die wir gut kennen und demütig bleiben, denn wir können nicht alles. Aus dieser Demut können wir uns an den Anderen freuen, die uns ergänzen, weil sie können, was uns fehlt.

Im Spiel freute ich mich sehr über den Mitspieler, weil er etwas tat, das nicht meinen Stärken entspricht: Strategien ansagen. Offensichtlich war sein Gamesense darüber hinaus aber nicht sehr geschult. Als Ben einen Clutch versucht, bekommt er von ihm falsche Informationen, die ihn verwirren und so sein Spiel schwächen.

Ben sagt ihm, er solle ihn bitte einfach spielen lassen. Ich sage Ben, er hätte seine Rauchgranaten verwenden können. Ben sagt mir, ich hätte ihm das ruhig eher sagen können.

Tja. Pech. Ein Auge versuchte ein Mund zu sein. Und ich begriff erst zu spät, dass meine Kompetenz von Vorteil gewesen wäre. Hätte sich der Mitspieler zurückgehalten und auf seine Stärken beschränkt, wäre das Spiel besser gelaufen. Dann hätte ich gerne weiterhin mit ihm zu tun gehabt. So war ich leider von ihm genervt und irgendwie froh, als das Spiel vorbei war.

Wenn wir Christen online Menschen begegnen, dann dürfen wir genau an diese Situation denken:

Menschen sollen durch die Begegnung mit uns, dem Leib Christi, die Repräsentation Jesu sehen. Sie begegnen uns und werden verändert, sodass sie Gott selbst begegnen möchten. Wir tun einfach jeder unseren Job – nur unseren Job – und bekommen keinen Retterkomplex, wo wir alles tun müssen. Unser Job reicht aus. Manchmal reicht es aus, jemanden zu ermutigen, ein anderes Mal sollen wir ihm vom Evangelium erzählen. Aber wir müssen alleine nicht alles machen, was der ganze Leib gemeinsam machen soll. Mit jeder Begegnung, lieben wir die Menschen zur rettenden Schönheit Jesu.

Wenn wir es einseitig übertreiben, dann bringt es das gesamte System ins Wanken – und Menschen wollen mit uns nichts zu tun haben. Dann stimmt, was Jesus sagt: Ein System, das mit sich selbst uneins ist, wird untergehen.

Mich macht das demütig. Ich möchte weniger auf mich als Einzelhelden setzen, aber dafür auch beitragen, worin mir Stärken gegeben wurden. Lasst uns als Gemeinde gemeinsam nach unserem Ziel streben und uns stets daran erinnern, dass wir einander brauchen, um dieses Ziel optimal erreichen zu können.

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